Wir sind hier auf dem CloudFest Hackathon 2025. Wer bist du?
Ich bin Andreas Heigl, Als Project-Lead habe ich ein Projekt mitgeleitet, das sich um die Föderierung von Events dreht.
Was bedeutet Föderierung?
Andreas Heigl: Es geht darum, dass man Events, ähnlich wie zum Beispiel bei Mastodon, auf einer Plattform vorbereitet und veröffentlicht. Diese Events können dann auf ganz vielen verschiedenen anderen Plattformen auftauchen und man kann von dort aus auf sie zugreifen.
Jetzt sind wir schon bei deinem Projekt. Aber zuvor eine allgemeinere Frage: Wie bist du überhaupt dazu gekommen, an Hackathons teilzunehmen?
Das ist jetzt mein vierter oder fünfter CloudFest Hackathon, an dem ich teilnehme. Vor einigen Jahren habe ich das erste Mal davon gehört, dass es den CloudFest Hackathon gibt. Ich fand die Idee spannend, sich einfach mal eine Auszeit zu nehmen und zusammen an irgendeinem Projekt zu arbeiten. Das war eine tolle Erfahrung und so bin ich dann auf den Geschmack gekommen und dann „hängengeblieben“.
Du bist von Hause aus Developer?
Andreas Heigl: Ja genau, ich bin von Haus aus Softwareentwickler.
Diesmal bist du mit einem eigenen Projekt an den Start gegangen.
Andreas Heigl: Ja, diesmal bin ich mit einem eigenen Projekt (Federated Community Events) an den Start gegangen. Es ist das zweite Mal, dass ich das jetzt gemacht habe. Vor ein paar Monaten hatte ich die Idee, dass es toll wäre, wenn man auf seiner eigenen Plattform ein Event veröffentlichen könnte und dieser Event dann auch woanders noch auftaucht, damit das einfach mehr Leute das mitkriegen. So könnten vielleicht auch Leute den Event besuchen, die die eigene Webseite gar nicht kennen, sondern auf ganz anderen Seiten unterwegs sind. Das wäre dann ähnlich, wie bei den großen Cloud-Anbietern (zum Beispiel den Social Media Plattformen), bei denen man immer Vorschläge bekommt, so nach dem Motto: „Der oder die hat diesen Event besucht. Vielleicht wäre das ja auch was für dich.“
So etwas habe ich gesucht, aber für meine selbst gehostete Seite. Dann bin ich über ActivityPub gestolpert, was ja die Grundlage von Mastodon, PeerTube oder PixelFed ist. Ich dachte mir, das müsste doch eigentlich was sein, was in die richtige Richtung geht. Ich habe dann dieses Projekt vorgeschlagen, um mal zu schauen, was man davon implementieren kann. Und es gibt tatsächlich schon eine ganze Menge. Auf dem Hackathon haben wir dann geschaut, wie das miteinander funktioniert. Dabei haben wir festgestellt, dass schon ganz viel funktioniert, aber eben noch nicht alles.
Für eine vernünftige User Experience fehlen noch einige Dinge, das betrifft sowohl die Organisator- als auch die User-Seite.
Wir haben diese Punkte dokumentiert und in den entsprechenden Projekten dann die Issues definiert und Requests gestellt, damit das gefixt wird.
Ich glaube, nach dem Hackathon sind wir soweit, dass man das tatsächlich nutzen kann. Wir werden jetzt versuchen, das so aufzusetzen, dass Events, die auf einer Webseite eingestellt werden, auch bei anderen auftauchen.
Wie lief die Teamarbeit bei eurem Projekt?
Andreas Heigl: Ja, das ist immer spannend. Es ist ein bisschen anders, die Arbeit mit einem Entwicklerteam, bei dem alle mehr oder weniger auf demselben Kenntnisstand sind.
Bei einem Hackathon arbeitet man in einem eher bunt zusammengesetzten Team. Das Spannende dabei ist, dass man Leute trifft, die man zum Teil vorher noch nie gesehen hat und erst mal gar nicht einschätzen kann, was man mit denen innerhalb von zwei/drei Tagen wirklich auf die Beine stellen kann. Das ist schon eine Herausforderung.
Bei uns im Team war es so, dass wir im Prinzip alles dabei hatten. Wir hatten Leute, die tief in den darunter liegenden Libraries zu Hause sind und die Protokolle kennen. Aber wir hatten auch Leute dabei, die vorher noch nie vom Fediverse gehört hatten und die das Ganze nur aus der Nutzersicht heraus interessant fanden.
Es war eine Herausforderung, alle auf dieselbe Ebene zu bringen, damit alle dasselbe verstehen. Es war zugleich aber auch eine Riesenbereicherung, weil wir dadurch festgestellt haben, dass einige Dinge gar nicht so funktionieren, wie es sich manche Leute vorstellen, die das entwickelt haben. Denn Entwickler, die die zugrunde liegenden Bibliotheken schreiben, sind oft so in ihren Code vertieft, dass sie oft gar nicht auf die Idee kommen, das Ganze mal von der anderen Seite aus zu betrachten.
Ihr macht also gleichzeitig auch schon das User-Testing?
Andreas Heigl: Genau. Wir haben das User-Testing mit dabei. Das war hilfreich und hat unheimlich viel gebracht. Ich fand das total spannend. Als Team haben wir super zusammengearbeitet. Es haben sich sehr schnell kleine Gruppen gefunden, die miteinander getestet und das Ganze dokumentiert haben. Jeder hat so sein persönliches Faible gehabt und hat das eingebracht. Dadurch ist eine tolle Teamarbeit entstanden.
Wie schwierig war es, das Projekt beim Hackathon zu pitchen? Wie läuft dieser Prozess ab - von der Grundidee bis zur Annahme?
Andreas Heigl: Ich habe die Idee vorab einfach mal per E-Mail gepitcht und Carol, die ich kenne, gefragt: Wäre das von Interesse? Ich wollte rausfinden, ist das etwas, an dem ich weiter arbeiten kann? Oder ist das eine Idee, die von vornherein nichts bringt. Ich habe dann aber ein sehr positives Feedback bekommen und bin dran geblieben.
Ich habe ein Proposal geschrieben und die Idee detailliert vorgestellt. Das ging dann in das Gremium, das die Vorschläge sichtet und entscheidet. Das Gremium hat mein Projekt angenommen und damit war das dann gesetzt.
Und dann musste ich mir überlegen: Wie mache ich das? Aus dem Gremium kam relativ schnell der Vorschlag: Wie wäre es, wenn du Matthias Pfefferle als Koordinator mit dazu nimmst, denn der kennt sich auf dem Gebiet sehr gut aus?
Matthias und ich haben dann entschieden, dass wir das Projekt zusammen machen. Das war eine super Idee. Dann kam noch André dazu, der eine der zentralen Libraries mitmanagt. So hatten wir ein super Team am Start, sowohl von der technischen Seite als auch von der User-Seite aus .
Das, was wir erreichen wollten, haben wir auch erreicht. Wir sind weiter, als wir anfangs dachten. Denn wir wissen jetzt, welche Bausteine bereits da sind, wo es Lücken gibt und wie man die fixen kann.
Das heißt, du würdest das Projekt noch nicht als abgeschlossen betrachten?
Andreas Heigl: Ja, wir sind wichtige Schritte vorangekommen. Abgeschlossen wird dieses Projekt aber nie sein, weil man es immer noch verbessern kann. Aber ich denke, dass viele von denen, die an dem Projekt teilgenommen haben, nach dem Hackathon weiter daran arbeiten werden und das Projekt mehr oder weniger intensiv voranzubringen und die Lücken, die wir gefunden haben, schließen. Eventuell werden wir noch weitere Lücken finden und dann müssen wir mal sehen. Aber ich denke, dass das Projekt jetzt Fahrt aufnehmen wird.
Und es soll auf jeden Fall ein Open Source Projekt bleiben?
Andreas Heigl: Ja, es bleibt ein Open Source Projekt. Da haben wir auch gar keine Aktien drin. Es gibt Leute, die schreiben den Code. Der Code ist Open Source und der bleibt Open Source. Es soll auch Open Source bleiben, weil es gerade darum geht, von keinem globalen Player abhängig zu sein. Das Ganze soll möglichst dezentral laufen und das funktioniert eigentlich nur mit Open Source.
Bei eurem Projekt habt ihr euch auf das CMS WordPress konzentriert?
Andreas Heigl: Ja, wir haben die meisten Tests dafür tatsächlich mit WordPress gemacht, weil die Libraries da schon vorhanden sind und man relativ viel testen kann.
Wir haben auch ein weiteres Framework aus Frankreich benutzt und getestet, das es uns ermöglicht, dezentrale Server zu betreiben, die auf Eventveröffentlichungen spezialisiert sind.
Aber da es sich um ein offenes Protokoll handelt, kann das in jedem beliebigen System implementiert und genutzt werden, ob das jetzt TYPO3, Drupal, Symfony oder irgendein anderes PHP-Framework ist, oder Java, Go oder Rust.
Und in welcher Form - als Plugin bzw. Erweiterung? Oder wie ist das gedacht?
Andreas Heigl: Das kommt darauf an, wie die Libraries dann funktionieren, ob diese wirklich nur die zugrunde liegende Protokollschicht zur Verfügung stellen und man alles weitere selbst implementieren muss oder, ob es tatsächlich fertige Plugins gibt - für Drupal oder TYPO3 zum Beispiel. Ich kann mir vorstellen, dass es fertige Plugins gibt, die man installiert und dann funktioniert das „out of the box“. Da muss man dann nichts mehr machen, sondern die Events, die man anlegt, werden automatisch weitergeleitet und man bekommt auch von anderen Events, sodass das überhaupt kein Thema mehr ist.
Das klingt sehr interessant. Gibt es schon eine Webseite, wo man sich über den Fortgang des Projektes informieren kann?
Andreas Heigl: Ja, wir haben eine Webseite aufgesetzt, auf der wir unsere Ergebnisse zusammengefasst haben. Da findet man auch Informationen, wie man das Ganze mit WordPress schnell und einfach ans Laufen bekommt, welche Stolpersteine man eventuell vorher aus dem Weg räumen muss und worauf man sonst noch achten sollte. Das haben wir alles dokumentiert. Da findet man Informationen zu den Grundlagen.
Vielen Dank für das Gespräch und noch viel Spaß auf dem CloudFest 2025.
Andreas Heigl: Gerne, hat mich sehr gefreut.