Nour, du warst im Jahr 2021 Teil von „Go Team", einer GoDaddy-Initiative, bei der junge Unternehmer:innen von erfahrenen Business-Persönlichkeiten gecoacht werden. Damals hattest du die App SafeSpace gegründet – wo steht ihr heute?
Ich habe damals die App SafeSpace gegründet, die wir für den im sozialen Bereich entwickelt haben. Das lief super erfolgreich: Wir haben mit der Bundespolizei zusammengearbeitet und wurden vom Bundespräsidenten und dem Bundesministerium ausgezeichnet. Es war eine richtig tolle Zeit und GoDaddy hat uns großartig dabei unterstützt, unsere Geschäftsidee sichtbar zu machen.
Wir haben uns dann aber entschieden, neue Wege zu gehen. Meine Mitgründerin und ich sind in neue Bereiche eingetaucht, ich habe mein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der WHU begonnen. Die App ist aber weiterhin online.
Du bist Teil zahlreicher Initiativen, unternehmerisch im Rahmen weiterer Projekte aktiv und studierst parallel. Hole uns bitte kurz ab: Was machst du alles?
Zum einen bin ich Gründerin von Pop’it. Das ist ein smarter Softdrink, komplett ohne Zucker. Wir haben eine starke Community aufgebaut und sind richtig aktiv auf TikTok und Co.
Dann sitze ich im Youth Board von Cosnova. Cosnova hat die Marken essence und Catrice gegründet, beschäftigt 600 Mitarbeiter:innen international und ist ein wirklich großes Unternehmen. Dort challenge ich regelmäßig Entscheidungen und arbeite eng mit dem Board zusammen.
Außerdem bin ich im Board von Digital8, einem Reverse-Mentoring-Unternehmen, gegründet von Paul von Preußen. Wir bringen erfahrene Manager mit jungen ambitionierten Leuten zusammen. Die jungen Leute mentoren quasi die Erfahrenen. Es geht darum, den etablierten Führungskräften den Blick der Gen Z zu geben, vor allem bei Themen, in denen sie vielleicht schon zu tief drinstecken oder zu verkopft sind.
Darüber hinaus mache ich viel im Medienbereich: Ich bin Moderatorin bei funk und unterstütze das Young Founders Network, das größte deutsche Junggründernetzwerk.
Du bist gerade mal 20 Jahre alt. Wie bekommst du das alles unter einen Hut?
Da gibt es keine Zauberformel. Es bedeutet einfach, sehr viel zu arbeiten. Den ganzen Tag, von frühmorgens bis spät in die Nacht. Allein letzte Woche hatte ich jeden Tag nur drei Stunden Schlaf, weil wir einen wichtigen Launch und ein Community-Event hatten. Ich war erst um 5 Uhr morgens zu Hause und bin um 8:30 Uhr schon wieder los. Die einzige Lösung wäre, weniger zu machen – doch dafür habe ich gerade zu viel Freude an all den Dingen, die ich tue.
Viele junge Gründer:innen kämpfen mit Selbstzweifeln. Hattest du solche Phasen auch? Wie gehst du damit um?
Klar hat man Selbstzweifel, vor allem zu Beginn, wenn du auf dem Papier noch nichts erreicht hast und dein Unternehmen noch nichts wert ist. Dann ist es wichtig, weiterhin an sich glauben und nicht aufzugeben. Sobald erste kleine, rationale Erfolge zu verzeichnen sind, baut man sich auch das Selbstbewusstsein auf.
Bei uns war das der Moment, als bei Pop’it die ersten Investoren reinkamen und an die Idee geglaubt haben. Die Company Valuation war für mich ein wichtiger Meilenstein. So baut man sich Schritt für Schritt Selbstbewusstsein auf.
Wenn du auf deine bisherigen Projekte schaust: Was war dein größtes Learning als Gründerin?
Mein größtes Learning war, dass man sich im Grunde alles selbst beibringen kann. Ich dachte zum Beispiel, dass es nahezu unmöglich sei, Investor:innen an Bord zu holen. Aber dann habe ich mich in das Thema reingefuchst, mich intensiv mit anderen Gründerinnen unterhalten, bin in Calls gesprungen und habe gesagt: „Gebt mir bitte all die guten Tipps und auch die schlechten. The good, the bad and the ugly. Wie funktioniert diese Szene eigentlich?"
Und dann konnten wir innerhalb von drei Wochen einen VC für die Pre-Seed-Runde von uns überzeugen. Das war wirklich verrückt und hat mir gezeigt: Am Ende des Tages kannst du wirklich alles lernen.
Vor einem knappen Jahr wurdest du auf die 30-unter-30-Liste von Forbes aufgenommen. War das eine Überraschung? Und was ist seitdem passiert?
Das mit Forbes war auf jeden Fall eine Überraschung für mich. Ich dachte, sowas würde erst später, vielleicht mit 23 oder 24, passieren. Seitdem bin ich Teil dieses Netzwerks und verstehe mich super mit vielen anderen, die auch auf der Liste stehen. Man wird regelmäßig auf Events eingeladen, kann sich austauschen und lernen – das ist schon eine schöne Sache.
Welche Dinge machen dir besonders Spaß? Und in welchem Bereich siehst du dich in, sagen wir, fünf Jahren?
Was mir derzeit besonders Spaß macht, ist es, zurückzugeben: sei es Wissen, Netzwerk, Leute miteinander zu vernetzen, Menschen zu begeistern. Dieser ganze Bereich Partnership und Marketing, in dem ich sehr aktiv bin, liegt mir total und erfüllt mich. Ich glaube, in fünf Jahren wird das nicht viel anders sein.
Einige deiner Projekte haben einen gesellschaftlichen oder sozialen Bezug. Welche Werte treiben dich an?
Das ist eine sehr schöne Frage. Es wurde oft gesagt, dass ich sehr impact-getrieben bin, und das stimmt tatsächlich. Ich denke gerne groß und visionär. Der Faktor Impact ist, was mich antreibt: Verantwortungsbewusstsein, der Wunsch, etwas zu verändern, einzustehen für unsere gesellschaftlichen Werte und unsere Demokratie.
Ein Thema, das sicher auch deinen Alltag bestimmt, ist die Nutzung von KI. Wie intensiv nutzt du Apps und Anwendungen wie ChatGPT, Gemini oder auch Tools wie GoDaddy Airo?
KI nutze ich täglich, eigentlich sogar stündlich. Vor allem Tools wie ChatGPT sind inzwischen ein Must-have geworden. Ich bin diesen Tools auch so dankbar, weil sie die Arbeit am vielen Stellen wirklich leichter machen.
Dein bisheriger Werdegang ist beeindruckend und sicher besonders. Was rätst du jungen Menschen, die davon träumen, Unternehmer:innen zu werden?
Jungen Menschen, die unternehmerisch aktiv werden wollen, rate ich: Startet früh! Startet dann, wenn ihr die Energie habt. Viele sagen oft: „Ich muss erst mal ein bisschen Berufserfahrung sammeln, erst dann darf ich starten." Das stimmt nicht.
Geht in ein Startup rein und macht Fehler. Gründet ein kleines Unternehmen, mit einer Idee, die euch Spaß macht. Sobald diese Einstiegshürde überwunden ist, traut man sich vieles – und dann kann es schnell gehen. Postet auf LinkedIn, seid laut, sorgt dafür, dass man euch sieht. Lernt Leute kennen, vernetzt euch, fragt nach Feedback. Startet einfach!







