Hochwertige Produktbilder sind von entscheidender Bedeutung für die Konversionsrate in deinem Webshop und bei Amazon, Ebay, Etsy & Co. Wie wertig dein Produkt dort wahrgenommen wird, hängt entscheidend auch von der Qualität deiner Produktfotos ab. Und gute Fotos, auf denen alle wesentlichen Details abgebildet sind, helfen auch die Anzahl von Retouren zu reduzieren.
In diesem Artikel verraten wir dir, wie du attraktive Produktfotos erstellst, was du dazu brauchst und worauf du dabei achten solltest.
Welche Ausrüstung benötige ich, um hochwertige Produktbilder zu erstellen?
Für gute Produktbilder brauchst du im Wesentlichen vier Dinge: eine Kamera, ein Stativ, einen Tisch und eine bzw. mehrere Lichtquellen.
Kamera: Professionelle Produktfotograf:innen machen ihre Fotos mit teuren Spiegelreflexkameras (DSLR-Kameras) oder Systemkameras und hochwertigen Objektiven in gut ausgeleuchteten Studios. Tatsächlich bieten DSLR- und Systemkameras einige Vorteile in Hinblick auf Bildqualität, Flexibilität bei den Objektiven und manuellen Einstellungsmöglichkeiten. Aber für Produktfotos geht es oft auch eine Nummer kleiner – du brauchst nicht unbedingt eine Profi-DSLR-Kamera für mehrere tausend Euro. Auch mit einem guten Smartphone kannst du in vielen Fällen ansprechende Bilder erstellen, wenn du dabei ein paar Dinge beachtest.
Stativ: Egal, ob du Kamera oder Smartphone verwendest, du solltest für deine Produktbilder auf jeden Fall ein Stativ verwenden. Denn ein Stativ ermöglicht dir unverwackelte, tiefenscharfe Bilder bei kleiner Blende und entsprechend langen Belichtungszeiten (mehr dazu gleich). Außerdem ist es mit einem Stativ wesentlich leichter, Bilder mit einem einheitlichen Stil (Winkel, Abstand, Lichtverhältnisse) zu machen.
Tisch: Für alle nicht zu großen und sperrigen Produkte benötigst du einen „Sockel“. Natürlich kannst du deine Produkte auch auf dem Fußboden fotografieren, aber das wird spätestens beim zwanzigsten Foto nervig. Für die meisten Produkte reicht ein einfacher Klapptisch oder auch der Küchentisch.
Licht: Fotografie ist Lichtkunst, also benötigst du Licht. In manchen Fällen reicht dafür natürliches Tageslicht, in den meisten Fällen wirst du aber zusätzliche Lampen und weißes Styropor oder weißen Karton (als Reflektoren) brauchen. Das bringt uns zur Frage:
Welches Licht ist ideal für die Produktfotografie?
Bei der Produktfotografie sollten Produkte stets so schattenfrei wie möglich abgebildet werden. Mit einer einzigen, direkt auf das Objekt gerichteten Lichtquelle wie beispielsweise einem Kamerablitz oder einem Strahler ist das nicht möglich.
Die meisten Produkte kommen besser zur Geltung, wenn das Licht gestreut ist. Natürliches Licht kann das (je nach Tageszeit und Aufnahmesituation) bieten. Wenn du drinnen vor einem Fenster fotografierst, kannst du etwa durch ein leichtes weißes Tuch vor der Scheibe das Licht dosieren und diffundieren. Allerdings wird es bei Fensterlicht immer eine helle Seite und eine dunklere Seite bei deinem Produkt geben. Um die Schattenseite aufzuhellen, hat sich eine Styroporplatte aus dem Baumarkt oder ein weißer Plakatkarton bewährt, mit dem das Licht in die Schatten reflektiert wird.
Aber Tageslicht hat einen großen Nachteil: Es ist nicht konstant. Wenn du also mehrere Produkte mit dem gleichen Look und der gleichen Stimmung fotografieren möchtest, solltest du die Lichtsituation standardisieren – vor allem dann, wenn im Laufe der Zeit neue Artikel hinzukommen. Und das gelingt nur mit künstlichem Licht.
Studiobeleuchtungssets gibt es bereits für wenig Geld. Alternativ tun es aber auch erst einmal zwei Schreibtischlampen, die möglichst diffuses (weiches) Licht abgeben (also keine Strahler). Ein gutes Ausgangssetting für eine optimale Ausleuchtung ist es, wenn du die beiden Lichtquellen so aufstellst, dass sich von oben betrachtet jeweils ein Winkel von etwa 45° zwischen Produkt (d. h. der Produkt-Vorderseite) und Lampe ergibt und du die Kamera etwa in der Mitte zwischen den beiden Lampen positionierst.
Was ist der richtige Hintergrund für meine Produktfotos?
Nicht nur das Licht, auch der Hintergrund spielt eine wichtige Rolle bei der Produktfotografie. Hier gilt es zunächst, zwei Zielsetzungen zu unterscheiden: einerseits die reine Produktabbildung, die den Artikel möglichst genau wiedergibt, andererseits Lifestyle- und Anwendungsfotos, die dein Produkt in einem bestimmten Kontext zeigen.
Für reine Produktabbildungen solltest du einen möglichst neutralen Hintergrund wählen, der nicht vom Produkt ablenkt. In den meisten Fällen haben sich einheitlich graue oder weiße Hintergründe bewährt. Um den Hintergrund möglichst gleichmäßig wirken zu lassen, kannst du dein Produkt auf einen größeren Bogen Papier (z. B. Fotokarton) platzieren, den du hinten an einer Wand befestigst – und zwar so, dass sich das Papier zum Tisch hin sanft biegt.
Je nach Art deines Produkts können aber auch Hintergründe mit Textur sinnvoll sein, die deinen Fotos eine besondere Stimmung verleihen. So kannst du beispielsweise mit gemasertem Holz ein Produkt natürlicher oder rustikaler wirken lassen oder mit Marmor eine edle Stimmung erzeugen. Manchmal kann es auch sinnvoll sein, die Größe und Proportion eines Artikels zu visualisieren, indem man ein bekanntes Objekt wie etwa eine Münze zum Größenvergleich daneben platziert. Lass dich ruhig von anderen Produktfotos inspirieren, die dir gefallen.
Wenn es darum geht, die Anwendung des angebotenen Artikels auf dem Produktbild zu zeigen, solltest du einen entsprechenden Kontext oder Hintergrund wählen. Bei Modeprodukten ist es beispielsweise sinnvoll, sie an einem Model zu zeigen, um Passform und Style zu verdeutlichen. Ein Lifestyle-Accessoire inspiriert die Betrachter:innen und erklärt sich quasi von selbst, wenn du es in einer entsprechenden Umgebung positionierst. Auch hier solltest du darauf achten, dass der Hintergrund aufgeräumt wirkt und nichts zu sehr von dem eigentlichen Produkt ablenkt.
Unser Tipp: Wenn du keinen solchen Hintergrund zur Verfügung hast, kannst du ihn mit KI-Tools wie Pebblely, ZYNG, Flair oder Promeo im Nachhinein zu deinem Produktfoto hinzufügen.
Tipp: Aufmerksamkeitsstarke Bilder kann man auch mit KI erstellen: Wir haben einen Leitfaden für Anfänger:innen und Profis entwickelt. Zum Leitfaden - Bilder mit KI erstellen.
Welche Perspektive bildet mein Produkt am besten ab?
Auch der Blickwinkel, aus dem du fotografierst, ist entscheidend für die Wirkung des angebotenen Artikels. Hier solltest du zunächst überlegen, welche Seiten deines Produkts die wichtigsten und attraktivsten sind. Je nach Blickwinkel können Form, Ausstattung, Textur oder andere Merkmale des Artikels betont werden. Hier lohnt es sich, mit verschiedenen Perspektiven zu experimentieren. In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, den Artikel von oben zu fotografieren, weil sich so eine vollständige Ansicht ergibt (z. B. bei Kleidung). Bei vielen Produkten empfiehlt es sich, mehrere Ansichten von verschiedenen Seiten auf der Produktseite anzubieten.
Ein Sonderfall ist es, wenn du deinen Kund:innen eine 360°-Ansicht präsentieren möchtest. Das gelingt am besten mit einem Drehteller, auf dem du dein Produkt mittig platzierst. Achte auch hier auf eine gleichmäßige Ausleuchtung. Die Kamera muss unbedingt eine fixe Position haben, ein stabiles Stativ ist also ein Muss. Drehe dann den Teller schrittweise in gleichen Abständen. Gute Ergebnisse erzielst du beispielsweise, wenn du 36 Aufnahmen machst und den Teller dabei um jeweils 10° weiterbewegst. Per Website-Plugin kannst du die Fotos dann als 360°-Ansicht präsentieren. Entsprechende Plugins für WordPress findest du beispielsweise hier.
Wie gelingen scharfe Produktbilder?
Produktbilder sollten das Produkt i. d. R. durchgängig scharf abbilden. Gezielte Unschärfen wie etwa bei künstlerischen Fotos oder Porträts sind hier fehl am Platz. Für eine optimale Schärfentiefe sollte die Blendenöffnung der Kamera sehr klein eingestellt werden, also auf eine große Blendenzahl, z. B. f/11 oder f/16 (je nach Kamera und verwendetem Objektiv sind auch höhere Blendenwerte möglich, dann kommt es aber möglicherweise zu sog. Beugungsunschärfen). Passe dann die Verschlusszeit (Belichtungszeit) an: Je kleiner die Blende, desto länger muss die Verschlusszeit sein. Bei den meisten Spiegelreflex- und Systemkameras kannst du die Belichtungsautomatik aktivieren, die das für dich erledigt. Stelle nun einen möglichst geringen ISO-Wert ein (z. B. ISO 100) um Bildrauschen zu reduzieren.
Um Schatten und unerwünschte Spiegelungen zu vermeiden, solltest du unbedingt den Blitz ausschalten. Vergewissere dich auch noch einmal im Sucher der Kamera, ob sich nicht irgendeine andere Lichtquelle im Raum auf der Oberfläche deines Artikels spiegelt. Nun stelle das Bild im Sucher der Kamera scharf, dabei sollte die Vorderseite des Produkts vollkommen scharf sein. Du kannst auch die Autofokus-Funktion der Kamera aktivieren, hier solltest du aber mit den verschiedenen Autofokus-Modi experimentieren, so eignet sich Spot-Autofokus meist nur für Ansichten mit geringer Tiefe (z. B. Produktverpackungen, direkt von vorne fotografiert).
Unser Tipp: Bei Smartphones kannst du Blenden- und Zeitwerte i. d. R. kaum beeinflussen. Hier lohnt es sich, verschiedene Motivprogramme auszuprobieren.
Welche Rolle spielt die Nachbearbeitung in der Produktfotografie?
Auch bei einem akribisch erstellten Produktfoto gibt es meist kleinere Unzulänglichkeiten – ein Stäubchen oder ein kleiner Fleck auf der Produktoberfläche, ein Fussel im Hintergrund oder ein Bereich, der noch etwas zu dunkel geraten ist. Hier kommt die Nachbearbeitung ins Spiel. Es gibt zahlreiche Programme, die es dir ermöglichen den Hintergrund zu bereinigen, Helligkeit, Farben oder Kontrast zu optimieren, kleine Fehler zu retuschieren oder das Bild deines Produkts vom Hintergrund freizustellen. Am besten gelingt das mit guten Bildbearbeitungsprogrammen wie Adobe Photoshop oder der kostenlosen Open-Source-Software GIMP. Allerdings erfordern diese Programme einiges Know-how bzw. eine gewisse Einarbeitungszeit.
Deutlich schneller geht es meist mit KI-gestützten Bildbearbeitungsapps wie Luminar Neo oder Online-Tools wie MyEdit. Auch die oben im Kapitel zum richtigen Hintergrund erwähnten KI-Tools bieten Funktionen für das Freistellen und Retuschieren von Produktbildern. Aber übertreibe es mit der Nachbearbeitung nicht, Ziel sollte es immer sein, dein Produkt so authentisch wie möglich darzustellen.
Wie optimiere ich Produktbilder für schnelle Ladezeiten auf meiner Webseite?
Natürlich könntest du deine Fotos jetzt einfach auf deine Webseite hochladen. Allerdings werden sich dann die Ladezeiten der Produktseiten deutlich verlangsamen und dein Webspace wird wahrscheinlich bald ausgeschöpft sein. Schnelle Ladezeiten sind natürlich wichtig für eine positive Nutzererfahrung, zumal wenn die Seiten mobil über ein Smartphone aufgerufen werden. Aber auch die Suchmaschinen ranken Seiten mit einer besseren Performance höher. Als Daumenregel sollten deine Bilder daher nicht größer als 200 KB sein.
Am Schluss gilt es also, deinen fertigen Fotos noch eine Schlankheitskur zu verpassen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten:
- Wähle ein Datenformat, das deine Bilder komprimiert. Meist bietet JPG den besten Kompromiss aus Fotoqualität und Kompression. Wenn du allerdings Transparenz benötigst, solltest du dich für PNG oder WebP entscheiden.
- Schneide das Foto so, dass dein Produkt möglichst formatfüllend ist – das geht mit den allermeisten Bildbetrachtungsprogrammen wie z. B. Irfan View oder XnView. Und dann reduziere das Bildformat so, dass es höchstens die eineinhalbfache Größe des entsprechenden Bildcontainers auf deiner Webseite hat.
- Überlege, ob du wirklich einen strukturierten Hintergrund für dein Produktfoto benötigst. Wenn nicht, bietet es sich an, das Bild freizustellen und auf einen einfarbigen Hintergrund zu legen.
- Ist das Bild nun immer noch zu groß, kannst du Online-Tools wie TinyPNG oder Optimizilla nutzen, um auch noch die letzten überflüssigen Pixel aus dem Bild herauszukomprimieren.
Erfahre mehr zum Thema in unserem Beitrag: So einfach kannst du online Bilder komprimieren.
Eine Überlegung zum Schluss: Eigene Produktfotos oder Herstellerfotos?
Eigene Produktfotos herzustellen ist also keine Hexerei und benötigt auch nicht unbedingt teueres Spezial-Equipment. Aber besonders am Anfang erfordert es etwas Geduld und auch etwas Experimentierfreude. Trotzdem fragst du dich jetzt vielleicht „Gibt es nicht auch Alternativen?“.
Wenn du selbst hergestellte Artikel abbilden möchtest, gibt es eigentlich nur die Alternative, den Job professionellen Fotograf:innen anzuvertrauen, allerdings erfordert das ein entsprechendes Budget. Aber was ist eigentlich mit Produkten, die du nicht selbst produziert hast, sondern „nur“ vertreibst? Hier bieten die Hersteller auf ihren Webseiten oft Produktbilder zum Download an.
Sich hier zu bedienen, mag bequem scheinen. Es hat jedoch zwei große Nachteile: Zum einen passen die Herstellerfotos nicht immer zu deinem (Web-) Design und bilden das Produkt auch nicht immer so ab, wie es dir wichtig ist. Zum anderen brauchst du für die Verwendung von Herstellerfotos die Rechte an den Bildern bzw. eine schriftliche Zustimmung. Denn nur, weil ein Hersteller einen Foto-Download seiner Produkte anbietet, hat man damit nicht automatisch die Erlaubnis für eine kommerzielle Nutzung. Selbst gemachte Produktfotos können dir also hier viel Stress im Nachhinein ersparen.
Bildnachweis: Unsplash, Fotograf:in jarmoluk