Wie erstellt man mehrsprachige WordPress-Seiten? Videointerview mit Pascal Birchler

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Wolf-Dieter Fiege

Wie macht man WordPress multilingual? Was sind die besonderen Herausforderung beim Aufbau mehrsprachiger WordPress-Seiten? Welche Plugins sind aktuell verfügbar? Worauf sollte man achten? Wir sprachen dazu mit Pascal Birchler, WordPress Core Entwickler und Developer Programs Engineer im Content Experience Team von Google.

GoDaddy: Pascal, du hast einen besonderen Schwerpunkt, das ist die Entwicklung multilingualer Webseiten. Auf dem WordCamp Europe hast du dazu eine Session gehalten. Worum geht es da genau? Könntest du uns das Wichtigste kurz zusammenfassen?

Pascal: Mehrsprachigkeit war schon immer ein Lieblingsthema von mir. Ich komme aus der Schweiz und wir haben da vier Landessprachen, daher ist mein Interesse an Mehrsprachigkeit wahrscheinlich angeboren. In meinem WordCamp-Talk ging es darum, wie man mehrsprachige Websites mit WordPress umsetzen kann.

Anlass für diesen Talk war die Ankündigung des WordPress-CoFounders Matt Mullenweg, dass WordPress ab 2020 standardmäßig multilingual sein soll. Ich habe das zum Anlass genommen, um zu zeigen, wie man das heute schon machen kann. Was man dafür braucht und welche Versuche es vorher schon einmal gab, um multilinguale Fähigkeiten in den WordPress-Core zu integrieren.

GoDaddy: Welche Möglichkeiten sind das? Es gibt zum Beispiel das Konzept mit Subdomains, wo jeder Sprache eine eigene Subdomain zugeordnet wird …

Pascal: Genau. Das ist eine Variante, die ist sehr beliebt. Es gibt aus deutscher Entwicklung auch ein Plugin, das MultilingualPress Plugin von Inpsyde. Eine andere Variante sind WPML / und Polylang, die andere WordPress Mittel nutzen, um einen Seite zu übersetzen. In meinem Vortrag habe ich diese verschiedenen Lösungen vorgestellt und verglichen, weil je nach Anwendungsfall eine Variante besser geeignet ist, als die anderen. Man muss also abwägen, welche Lösung besser passt.

GoDaddy: Eine besondere Herausforderung bei mehrsprachigen WordPress-Seiten ist ja das Management der Sprachen. Es geht ja nicht nur um den Aufbau der Seite mit verschiedenen Sprachen, sondern vor allem auch um die kontinuierliche Pflege der Seite über die Zeit hin. Das heißt, wenn man zum Beispiel in der einen Sprache den Content eines Produktbereichs austauscht, sollte man das in den entsprechenden anderen Sprachen mitverfolgen können. Wie sehen die verschiedenen Änderungs-Stufen aus, etc. … Was gibt es dazu aktuell auf dem Markt, um das übersichtlich für Redakteure oder wer auch immer damit zu tun hat, aufzubereiten?

Pascal: Da gibt es verschiedene Lösungen. Manche Plugins, wie zum Beispiel auch Polylang, haben so ein Feature, dass tatsächlich Änderungen, die in einem deutschen Beitrag gemacht werden, automatisch zum Beispiel auch bei einem englischen Beitrag übernommen werden.

GoDaddy: Aber erst einmal wird das nur in der entsprechenden Sprachversion markiert – oder? So dass man sieht: Das müsste noch übersetzt werden.

Pascal: Ja, klar. Automatisch kann man so was natürlich nicht übersetzen. Die Hürde da ist natürlich, den Überblick zu behalten. Man muss aber auch sagen, dass es schon sehr komplex ist, eine Webseite mit vier Sprachen als Ganze zu verwalten. Und bisher habe ich noch keine Lösung gesehen, die das wirklich überzeugend macht, von der Benutzerfreundlichkeit her. Es ist schon sehr komplex, wenn man mit vier Sprachen hantieren muss.

GoDaddy: Geht es bei WordPress im ersten Schritt erst einmal darum, WordPress technisch multilingual aufzubauen? Und die Pflege bzw. Verwaltung der Sprachen ist dann ein weiteres großes Projekt?

Pascal: Ja genau. Das kann man so sagen. WordPress ist - historisch bedingt – wirklich nicht auf Mehrsprachigkeit ausgelegt. Von daher wird es wirklich einen großen Schritt brauchen, um das System multilingual fit zu machen - im Hintergrund, in der Datenbank etc.

GoDaddy: Wenn man vor diesem Hintergrund Gutenberg und die Entwicklung von Gutenberg betrachtet: Sind mehrsprachige WordPress-Seiten durch Gutenberg einfacher oder schwieriger geworden?

abbildung 1 - Sind mehrsprachige WordPress-Seiten durch Gutenberg einfacher oder schwieriger geworden

Pascal: Ich würde sagen, auf jeden Fall einfacher.

GoDaddy: Warum?

Pascal: Gutenberg bringt zum ersten Mal ganz viele wichtige Strukturen in den Content-Editing-Bereich ein.  Man hat plötzlich sehr viel mehr Möglichkeiten. Zum Beispiel werden zwei Leute gleichzeitig einen Beitrag bearbeiten können, wie bei Google Docs. Das kann in Zukunft möglich sein – mit Gutenberg.  Vorher, mit dem alten Editor …

GoDaddy: … war das immer blockieren.

Pascal: Genau. Da war gar nicht daran zu denken.

Auch die Entwicklung ist viel einfacher geworden mit Gutenberg. Es gibt alles auf GitHub. Es gibt gute Prozesse dafür. Ich denke, da kann man viel schneller eine Weiterentwicklung machen, auch hinsichtlich Mehrsprachigkeit.

GoDaddy: Was sind deiner Meinung nach die größten Herausforderungen, wenn man mehrsprachige WordPress-Seiten aufbauen möchte? Vielleicht kann man da zwei Aufgaben unterscheiden: Zum einen eine bestehende Seite, die man um eine oder mehrere weitere Sprachen erweitern möchte. Das ist der eine Weg. Oder aber, man möchte seine Webseite von Anbeginn multilingual aufbauen. Da gibt es natürlich immer irgendwelche Fallstricke. Was sind da die größten No-Gos?

Pascal: Ja, das ist so. Worüber man sich von vornherein klar werden sollte, ist das Ziel der mehrsprachigen Webseite. Ist es beispielsweise eine Firmenwebseite für mehrere Länder? Oder ist es eine kleinere Webseite, auf der man lediglich einige Beiträge auch in einer anderen Sprache verfügbar machen möchte. Und je nachdem muss man die entsprechend passende Lösungen suchen.

Dann kommt es auch darauf an, ob man mit einem Redaktionsteam arbeitet, das alle Sprachen abdeckt oder ob jeweils jemand für spezifische Sprachen zuständig ist.

GoDaddy: Wenn man zum Beispiel mit sprachspezifischen Redakteuren arbeitet.

Pascal: Und dann geht es natürlich darum, wie kann man die Benutzerberechtigungen so einstellt, dass das möglich ist. Der deutschsprachige Mitarbeiter sollte zum Beispiel nicht den französischen Text aus Versehen ändern können. Und je nachdem kommt man zum Schluss, dass man andere Lösungen braucht.

Und am besten macht man vorher eine gute Recherche und legt sich dann auf eine Lösung fest.

Wenn ich eine bestehende Webseite mehrsprachig aufbauen möchte, würde ich zum Beispiel nicht vier verschiedene Plugins auf der Live-Webseite auszuprobieren. Denn dann hätte ich anschließend ganz viele Überbleibsel in der Datenbank usw.

GoDaddy: Für das Testen sollte man deshalb erst mal eine Staging-Umgebung einrichten.

Pascal: Ja. Eine Staging-Umgebung einrichten und da gründlich testen. Und erst dann sollte man den Umstieg machen.

GoDaddy: Gibt es Tools, die das erforderliche Rechtemanagement für Sprachen schon mitbringen? Oder muss man das in WordPress erst mal etwas komplizierter vorher selbst einrichten?

Pascal: Manche Plugins bieten einen gewissen Grad an Support für diese Berechtigungsstufen. Wenn man es natürlich so macht, wie mit MultilingualPress, dann arbeitet man mit einem Multi-Site-Network mit verschiedenen Unterseiten. In diesem Fall ist das relativ einfach, denn man kann dann einfach einen Nutzer für eine bestimmte Seite hinzufügen. Der sieht dann zum Beispiel nur die deutsche Seite, aber nicht die französische. Und das ist eigentlich schon von Haus aus in WordPress möglich. Aber bei anderen Plugins müssen natürlich die Plugins dafür sorgen, seien es Polylang, WPML oder wie sie alle heißen. Da muss man schauen, ob man diese Einschränkungen überhaupt erst möglich machen kann.

Pascal: Vielen Dank für das Gespräch.

Abbildung 2 - Wolf-Dieter Fiege von GoDaddy im Interview mit Pascal Birchler

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